Im Januar 1987 hat das Institut Mater Boni Consilii in Orio Canavese (Diözese Ivrea) ein Seminar eröffnet, das später nach Verrua Savoia (Diözese Casale Monferrato; ca. 50km östlich von Turin) übersiedelt ist. Dort werden nach wie vor Kleriker auf das Priestertum vorbereitet.
Das Seminar und die Kirche: Stellung zur Lehre und zur kirchenrechtlichen Situation
Das Seminar St. Petrus der Märtyrer (Fest am 29. April) möchte die jungen Anwärter auf das Priestertum getreu dem Geist der römisch-katholischen Kirche ausbilden.
Es ist ausschließliches Recht der Kirche – so heißt es im Reglement unseres Seminars – Seminare zu gründen (can. 1352); nur dem Bischof und dem Hl. Stuhl steht es zu, deren Reglement gut zu heißen (can. 1357 §3 u. 4). Deshalb hat das Seminar St. Petrus der Märtyrer nur eine Existenz de facto und nicht von Rechts wegen, bis das Seminar kirchenrechtlich errichtet ist und sein Reglement approbiert ist.
Weil aber die Ausbildung des Klerus zur Fortführung der Sendung, welche Jesus Christus hinterlassen hat, lebensnotwendig ist, halten wir es für unser Recht und für unsere Pflicht, solange der Zustand der Kirche, welche ihrer Autorität beraubt ist, fortdauert, jene auf das Priestertum vorzubereiten, welche von Gott dazu berufen sind.
In Anbetracht dessen, was in den vorausgehenden Punkten dargelegt worden ist, besteht die einzige moralische Rechtfertigung für die Existenz unseres Seminars, ohne rechtliche Anerkennung, in der jetzigen Lage der katholischen Kirche, so wie sie von Mgr. M.-L. Guérard des Lauriers in der These von Cassiciacum beschrieben worden ist. Die Leiter, die Lehrer und die Schüler des Seminars müssen also dieser These anhangen.
Die priesterliche Berufung
Man kann nicht nach dem Priestertum streben, wenn man nicht eine Berufung oder einen Ruf von Seiten Gottes empfangen hat:
Niemand nimmt sich selbst die Würde, sondern er muss von Gott dazu berufen sein, gleich wie auch Aaron. (Hebr 5,4)
Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch dazu bestellt, dass ihr hingeht und Frucht bringet. (Joh 15,16)
Nicht alle fassen dieses Wort, sondern nur die, denen es gegeben ist. (Mt 19,11)
Gott wird es nie unterlassen, Priesterberufungen zu erwecken – denn diese sind unverzichtbar für das Fortbestehen der Kirche selber.
Außerordentliche oder wunderbare Berufungen – wie etwa die des hl. Paulus – sind sehr selten. Für gewöhnlich zeigt Gott seine Wahl mittels geschaffener Zweitursachen an.
Die göttliche Vorsehung wird insbesondere:
- das familiäre und kulturelle Umfeld günstig gestalten und materielle und finanzielle Schwierigkeiten aus dem Weg räumen usw.;
- dem Jugendlichen die geeigneten körperlichen, geistigen und moralischen Eigenschaften geben und vermehren;
- dem Willen des Berufenen das Verlangen nach dem Leben als Priester geben (besonders hinsichtlich der Andacht zum hl. Messopfer) und die erwähnten Eigenschaften durch einen geistlichen Beistand (Seelenführer) prüfen und einschätzen lassen;
- die kirchlichen Oberen erleuchten, indem sie deren Urteil günstig ausfallen lässt und sie zur Aufnahme ins Seminar drängt.
Das zuletzt genannte Unterscheidungsmerkmal – das in der jetzigen Situation der Kirche fehlt – ist für die priesterliche Berufung sehr bedeutsam: Das Urteil des hierarchischen Oberen ist das einzige, was den günstigen Charakter auf der rechtlichen Ebene authentisch macht, indem es dem Erwählten das Recht auf die Weihe zuspricht. Dabei sieht es aber nicht von den anderen Beurteilungselementen ab und ersetzt diese nicht (cf. P.C. Landucci, Artikel „Berufung“ in der Enciclopedia Cattolica).
Gott beruft weiterhin zum Priestertum (und es kann auch gar nicht anders sein), selbst wenn die von ihm Berufenen ihr Priesteramt dem künftigen Urteil der Kirche unterwerfen müssen.
Aufnahme in das Seminar
Interessierte Personen sollten an den Rektor des Seminars St. Petrus der Märtyrer (Località Carbignano 36, 10020 Verrua Savoia (To), Italien) schreiben und die Beweggründe nennen, aus welchen sie das Priestertum anstreben. Ihrem Brief sollen sie soweit als möglich beifügen:
- einen Lebenslauf des Kandidaten (mit Angaben über Geburtsdatum und -ort, Familie, Bildungsgang, Arbeitserfahrung, eventuell bereits besuchte Seminare usf.);
- Bescheinigung von Taufe, Firmung, kirchlicher Trauung der Eltern, Abschlusszeugnis;
- Empfehlungsschreiben von einem Priester.
Der Rektor prüft diese Bitte um Aufnahme. Er urteilt darüber, ob der Kandidat den Anforderungen der Kirche genügt, wie sie sich besonders in den Canones 1363-1364 des Kirchenrechts (vom Papst Benedikt XV. promulgiert) dargelegt finden.
Der Kandidat – egal von welcher Staatsangehörigkeit – muss zwischen 15 und 40 Jahre alt sein. Er kann um Aufnahme in das Institut Mater Boni Consilii bitten. Jedoch werden ebenso Kandidaten aufgenommen, welche nicht Mitglieder des Instituts Mater Boni Consilii werden möchten, und zwar nach vorheriger Absprache mit ihrem Institut oder ihrer Priestergruppierung, oder auf Empfehlung eines vertrauenswürdigen Priesters, unter Rücksichtnahme auf das, was über die doktrinäre Haltung, welche im Seminar gilt, gesagt worden ist.
Studien
Das Studienjahr beginnt am Fest Sieben Schmerzen Mariens (15. September) und hört Ende Juni auf. Die Prüfungen finden im Februar und im Juni statt. Der Unterricht ist auf eine Dauer von sechs Jahren ausgelegt: zwei Jahre scholastische Philosophie und vier Jahre Theologie. Sowohl die Philosoph als auch die Theologie richten sich nach der Lehre des Allgemeinen Lehrers, des hl. Thomas von Aquin (Can. 1366).
Der Unterricht findet auf Italienisch oder Französisch statt, die Handbücher und Studientexte sind auf Latein. Für jene, welche nicht genug Latein können, sind wöchentliche Kurse zum Erlernen dieser Sprache vorgesehen.
Liturgie und geistliche Kleidung
Die hl. Messe und das göttliche Offizium werden ausschließlich auf Latein gehalten, gemäß den vom hl. Pius X. promulgierten Rubriken. Ab ihrer Einkleidung müssen die Kleriker ständig die geistliche Kleidung (Soutane) tragen.
Heilige Weihen
Während ihres Studiums erhalten die Seminaristen, welche mit Einverständnis des geistlichen Leiters und der Zustimmung des Rektors darum bitten, die Heiligen Weihen, wie sie vom Konzil von Trient vorgesehen sind: die Tonsur, die vier niederen Weihen, den Subdiakonat (der die Verpflichtung zum Zölibat einschließt), den Diakonat und die Priesterweihe.
Die Heiligen Weihen werden für gewöhnlich von Bischof Geert Stuyver vom Institut Mater Boni Consilii gespendet. Dieser ist von Mgr Robert Fidelis McKenna, einem Dominikaner, zum Bischof geweiht worden, welcher wiederum vom dominikanischen Theologen Mgr Michel-Louis Guérard des Lauriers konsekriert worden ist.
Pater Guérard des Lauriers hat die Bischofskonsekration 1981 von Mgr Pierre-Martin Ngo-Dinh-Thuc empfangen, der Erzbischof von Hué im Vietnam und päpstlicher Thronassistent gewesen ist.
Diese Bischofsweihen lassen sich nur durch den aktuellen Zustand in der Kirche (der Apostolische Stuhl ist formell unbesetzt [vakant]) rechtfertigen. Mehr darüber ist aus einem Artikel von Herrn P. Ricossa über die Bischofsweihen zu erfahren. (Er kann mit der Nr. 44 von „Sodalitium“ auf dieser Seite [auf französisch] heruntergeladen oder per Post von uns zugeschickt werden.)
Abschließende Bemerkungen
Jesus Christus hat dem Priester die Feier des Messopfers anvertraut. Dieses ist die unblutige Erneuerung des Opfers von Kalvaria, das einzige Opfer des Neuen Bundes, welches Gott die ihm geschuldete Ehre erweist.
Er hat dem Priester auch die Spendung der Sakramente anvertraut, der Kanäle der Gnade und der vorzüglichen Werkzeuge für das Heil der Seelen. Junge Männer, welche die körperlichen, geistigen und moralischen Eigenschaften für das Priestertum besitzen, mögen sich die Frage stellen, ob Jesus Christus nicht auch an sie die Worte richtet: „Komm und folge mir nach“.
Die geistlichen Übungen (Exerzitien) nach der Methode des hl. Ignatius sind ein ausgezeichnetes und von der Kirche empfohlenes Mittel, um seine Berufung zu prüfen. (Auf dieser Webseite können Sie sich über Exerzitienkurse in Italien, Frankreich und Belgien informieren. Einzelexerzitien sind auch in Ungarn möglich.)
In diesen besonders schwierigen Zeiten sind seeleneifrige, gut ausgebildete und fromme Priester noch notwendiger für die Rettung der Seelen, als in vergangenen Zeiten. Warum sollten andere auf den Anruf Jesu Christi antworten – und warum nicht auch ich?